Im Februar 2003 trifft das improvisierende Trio kainkwatett - Antoine Chessex (Saxofon), Axel Haller (Bass) und Torsten Papenheim (Gitarre) - auf die Schlagzeugerin Merle Ehlers. Und schon im Frühjahr arbeiten Merle und Torsten als Duo zusammen und werden eingeladen, erste Konzerte in Berlin zu spielen, unter anderem in der Galerie Zero und bei einem Festival auf dem Osthafen-Gelände.
Aus dem Duo Ehlers/Papenheim wird rant, aus Skizzen werden Kompositionen, das Repertoire wächst rasch und wird vielerorts live erprobt. Und da Merle und Torsten gemeinsam mit Axel Haller das Label schraum gegründet haben, wird ein erstes Studioalbum in Angriff genommen. Im Dezember 2004 erscheint „seumsund / sundseum“ und sorgt dafür, dass rant auch außerhalb Berlins wahrgenommen werden. Ganz treffend heißt es im schraum-Pressetext über die Debüt-CD „rant machen Musik für Schlagzeug und Gitarre, die sich einer eigenen Idee der Gattung Song verpflichtet fühlt“. Und so lautet die Empfehlung vom Cadence Magazine (USA) „A release that is well worth checking out by adventurous listeners.“
2005 sind rant auf zahlreichen Bühnen zu hören. Den Anfang machen das Berliner Ausland und das Skam in Hamburg. Im September folgt – quasi als verspätete Release-Tour - eine einwöchige Deutschlandtour, auf der rant mit dem spätsommerlichen Wetter ums Publikum konkurrieren. Merle heißt mittlerweile Bennett mit Nachnamen und übt auf der Tour ein Max-Roach-Solo für die nächste Prüfung an der Hochschule.
Als Intro der neuen CD verwenden rant die mysteriösen Schlussklänge der Vorgänger-Platte. Aber auch wenn der Duo-Sound nahe an „seumsund / sundseum“ ist, sind die Formen strenger und groove-orientierter. Ein Teil der neuen Stücke wird in einem ehemaligen Hühnerstall im norddeutschen Windbergen entworfen, entwickelt und verfeinert. Die eigentliche Aufnahmesitzung findet an einem Junitag 2006 in Rainer Robbens Berliner Studio AudioCue statt. Schon im Oktober ist dann „a direct sensuous pleasure“ draußen und neben einigen eher irritierten Kritiken, kommt das Album besonders in Österreich gut an: Vom „ bezaubernden Charme der Reduktion“ liest man in freiStil und skug spricht gar von einer „musikalischen Offenbarung.“
Konzerte gibt es im Herbst in Berlin, Stuttgart, Hamburg und Bremen. Der Abend im Stuttgarter Bahnwaggon f.f.u.s. wird eines der grandiosesten rant-Konzerte überhaupt und als rant als x-te Zugabe eine Kurzversion der Nummer „Weile“ ankündigen, skandiert ein Bahnwaggon voller euphorisierter Schwaben: „Wir wollen lange Weile!"
Mittlerweile muss bei Proben- und Konzertterminen auf eigene Kinder Rücksicht genommen werden. Für zwei Konzerte in Hamburg im Herbst 2007 wird Merles Tochter kurzerhand mit eingepackt. Im Juni 2008 entstehen in Leipzig neue schöne Fotos von rant: Winja Lutz fotografiert die beiden bei einem Gartenkonzert und auf der Tribüne einer Pferderennbahn.
2009 entstehen viele der Stücke, die schließlich 2011 auf „land“ zu finden sein werden. Live erprobt werden sie im Mai in Berlin, Hamburg, Leipzig und Brüssel. Beim Quasi-Heimspiel in der Hambuger Astra-Stube teilt man sich den Abend vor vollem Hause mit Halma und erstmals reist das Duo per Zug zu einem Konzert an: Gut bepackt fahren Merle und Torsten nach Brüssel, um in der Galerie Halfenhalf zu spielen, Fritten zu essen und Trapisten-Bier zu trinken.
Außerdem nehmen rant Filmmusik auf: In Henning Röhrborns Dokumentation „je größer das Land“ über einen Schäfer in Köln sind Stücke von „a direct sensuous pleasure“ sowie eigens dafür komponierte „tinkla“-Variationen zu hören und noch viel mehr Schafe zu sehen.
2010 und 2011 arbeiten rant gemeinsam mit Merles Mann Dave Bennett am dritten Album „land“. Anders als die beiden Vorgängeralben entstehen die Aufnahmen nicht an einem Tag im AudioCue Tonlabor, sondern in zahlreichen Sessions im Arbeitsraum des Duos in Berlin-Pankow. Sound gewinnt an Bedeutung - Manipulation und Overdubs, Field Recordings und Klavier, viele andere Instrumente und Objekte kreieren eine neue rant-Klanglandschaft. Das erkennt auch das US-Magazin Music Emissions und schreibt „rant succeed with quiet, but often dizzying awareness of the sounds within their environment waiting to be exposed.“
Die dritte CD „land“, die im Juni 2011 bei schraum erscheint, wird im Herbst mit einer Tour durch Deutschland und Österreich dem Publikum vorgestellt. Wie bei rant üblich, entsteht die Setlist für den jeweiligen Abend erst nach dem Soundcheck beim Essen, wenn man sich mit Charakter und Klang des Ortes vertraut gemacht hat. So bekommen das Publikum und die beiden Musiker selbst bei jedem Konzert einen anderen Querschnitt durch das rant-Repertoire geboten. Am allerbesten geht diese Rechnung im Wiener fluc auf - mit Blick auf's Riesenrad springt dieser Abend noch vor der ersten Zugabe in die Top 3 der besten rant-Konzerte.
Auf Einladung des Berliner Garagenoper-Festivals beschreiten Merle Bennett und Torsten Papenheim 2012 gänzlich neue Wege: Mit „uthlande“ stellen rant ihre erste szenische Arbeit vor. Die Bühnenmusik für Gitarre, Schlagzeug und Zuspiel rückt abstraktere Klänge in den Vordergrund und erzielt ihre Wirkung auch aus extremen Lautstärkekontrasten. „uthlande“ wird im Januar 2013 in Berlin uraufgeführt und ist in den darauffolgenden Monaten auch in Köln, Wuppertal, Essen, Oberhausen, Karlsruhe, Stuttgart und Hannover zu erleben.
Und "uthlande" wirkt nach: Als rant die Vorbereitungen für ein neues Album beginnen, wird schnell klar, dass die Klanglandschaften der Bühnenmusik die Grundlage bilden sollen. Aber genau so klar ist, dass es nicht darum gehen kann, die Musik der szenischen Arbeit einfach auf CD zu reproduzieren. Stattdessen nehmen Merle Bennett und Torsten Papenheim im Proberaum über Monate Elemente von "uthlande" auf, ergänzt um weitere geräuschlastige Improvisationen. Die klassische Arbeitsteilung wird noch weiter aufgebrochen: "samisdat" ist ein Gitarrenduo der zwei; auf "folia" spielt Torsten die Schlagzeugstimme ein; beide produzieren mit Hilfe von Kontaktmikrofonen und Alltagsgegenständen elektronisch anmutende Fragmente; und schließlich spielen beide in Stuttgart am und im Flügel Oliver Prechtls die Klavierstimmen ein. Ende 2015 erscheint dann "margo flux" - eine CD, die die ohnehin weite musikalische Welt des Duos nochmals vergrößert und ihren besonderen Klang auch dem Mix von Nicolas Wiese und dem Mastering des Wieners Alexandr Vatagin verdankt. Nicolas Wiese beschäftigt sich auch noch nach Abschluß des Margo-Flux-Mixes weiter intensiv mit rant: Er fertigt einen wundervollen Remix von „Bluhm“ an. 2018 ist dieser „Blossoming Dub Mould“ schließlich auf seiner LP „unrelated“ zu hören.
freiStil schreibt "Das vierte Album ist variantenreich, bleibt dabei aber in Haltung und Ästhetik konsistent. Abstrakt, aber nicht akademisch. Avantgardistisch, aber ohne Allüren." und Westzeit findet margo flux "eine großartige Platte, mit der Merle Bennett und Torsten Papenheim einmal mehr ihre open-mindness unterstreichen." Mit "margo flux" endet auch die aktive Zeit des Labels schraum. Nach zwölf Jahren und zwanzig CD-Veröffentlichungen beschließen Axel Haller, Merle Bennett und Torsten Papenheim, sich von dem kleinen und vielgelobten Label zu verabschieden. Im Februar 2016 gibt es eine große Abschiedsparty im Kreuzberger Sputnik-Kino.
Und ab sofort touren rant mit dem Zug. Konzerte in Österreich, Tschechien und Deutschland sorgen somit für ein ganz neues Reise- und Spielgefühl. Diese logistische Neuerung geht einher mit einer weiteren musikalischen - nach und nach schleichen sich eigenwillig arrangierte Jazz-Standards in das Liverepertoire ein, die sich charmant in das bereits sehr abwechslungsreiche Programm aus rant Originalwerken einfügen.
Dieser spielerische Umgang mit Klassikern der Jazzliteratur führt folgerichtig zum nächsten Schritt: Die Jahre 2016 bis 2020 stehen für rant ganz im Zeichen von „to raise hell as we go along“. Die CD stellt eine tiefe Verneigung vor einer großen Epoche amerikanischer Musikkultur dar und wurde an zwei Tagen von Rocco Weise im Berliner Popschutz-Studio aufgenommen. Veröffentlicht vom Schweizer Label Unit pünktlich zum fünfzehnten Geburtstag von rant, entdecken so auf einmal ganz neue HörerInnen, Magazine und Veranstaltungsorte das Duo für sich. Im Concerto-Magazin bewundert man an Bennett und Papenheim „ihre wunderbare, dabei nie aufgesetzten Exzentrik“ mit der es den beiden gelingt „ihrem berühmten Material ständig neue Seiten abzugewinnen, indem sie die Songs auseinandernehmen, die wesentlichen Bestandteile herausschälen und neu zusammensetzen.“
Und genau wie rant auf „to raise hell...“ ausgewähltes Fremdmaterial auseinandergenommen und neu zusammengesetzt haben, verfahren sie nun auf der Bühne mit ihrem gesamten Liverepertoire. Überraschenderweise ist gerade das pandemiegeprägte Jahr 2020 ist für rant voller Konzerte. In Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei treffen rant-Originalkompositionen auf Jazzbearbeitungen und werden die einzelnen Stücke durch freie Improvisationen gekonnt miteinander verbunden.
Eine besondere Ehre wird Merle Bennett und Torsten Papenheim aufgrund ihrer Interpretation des „Moorsoldatenliedes“ zuteil: das Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager, das Material zum dem im Konzentrationslager entstandenen Lied sammelt, nimmt „to raise hell as we go along“ mit seiner Fassung der „Moorsoldaten“ in die dortige Sammlung auf.